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Vom Bewerbungen schreiben und Zukunftsängsten

Man denkt ja immer, dass so ein Studium sehr lange dauert. Aber das Ende der Studienzeit kommt schneller als man denkt – zack, da hat man den Master in der Tasche. Und dann?

Natürlich fängt man nicht erst an dem Tag, an dem man seine Masterarbeit abgibt, an, sich Gedanken darüber zu machen, was nach dem Studium kommt. Ich habe bereits über ein halbes Jahr vorher Bewerbungen für Traineestellen geschrieben. Und natürlich gab es Wochen, an denen das in den Hintergrund rückte, da eine Deadline für eine Hausarbeit anstand oder weil man im Zeitplan mit der Masterarbeit hinterher war.

Anfangs dachte ich noch „Ach, du bist ja früh dran. Bis September hast du auf jeden Fall einen Job“ und „Mit deinem Lebenslauf wirst du keine Probleme haben, eine Stelle zu bekommen“. Pustekuchen. Über 50 Bewerbungen, zig Assessment Center und Interviews später habe ich zwar meine Masterarbeit abgeben, aber einen Job habe ich immer noch nicht. Und so langsam werde ich nervös. Denn es ist deprimierend, wenn man nur Absagen bekommt. Und die Begründungen sind so widersprüchlich, dass man nicht mehr weiß, was nun richtig oder falsch ist. Den einen ist man in den Gruppendiskussionen zu ruhig, die anderen finden schon, man sei zu dominant – was denn nun? Wahrscheinlich ist es einfach Glück. Es kommt ja auch immer auf den direkten Vergleich mit den anderen Bewerbern an.

Jedenfalls beginnt man, an sich selbst zu zweifeln. Vielleicht bin ich einfach nicht gut genug? Vielleicht kann ich mich einfach nicht verkaufen? Vielleicht muss ich mehr angeben? Was mache ich falsch?
Es ist einfach nicht meins, mich dahin zusetzen und damit zu prahlen, was ich schon alles gemacht habe, was ich kann und wie toll ich doch angeblich bin. Für mich sind solche Leute unsympathisch und arrogant. Aber anscheinend muss man so im Bewerbungsgespräch sein. Anscheinend deuten Personaler diese Dinge einfach anders – dabei sagt man immer, dass Personaler auch nur Menschen sind. Menschen mit guter Menschenkenntnis. Aber dann müssten sie ja auch meine Qualifikationen, meine Persönlichkeit und meinen Leistungswillen erkennen – oder?

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Die Frage, warum gerade ich den Job bekommen sollte, finde ich ganz schlimm. Tja, warum sollte man gerade mich für die Stelle wählen? Immerhin bewerbe ich mich ja nur auf Stellen, die meinen Erfahrungen und Kenntnissen entsprechen und die mich wirklich interessieren. Ich war bei so vielen Gesprächen, wo ich am liebsten gesagt hätte „Einfach weil ich die Stelle will! Weil sie sich mega interessant anhört und ich am liebsten sofort anfangen würde!“. Aber das kann man ja schlecht sagen. Und jede Karrierebibel hält einem vor, dass man genau das auch nicht sagen soll. Aber was macht mich dann besonders und setzt mich von den anderen Bewerbern ab? Das herauszufinden ist eine Mammutaufgabe, die es zu bewältigen gilt.

Bei Bewerbungsgesprächen dreht sich alles darum, sich selbst zu verkaufen. Klar, das kann man üben, aber das braucht Zeit. Nach zig Gesprächen und Assessment Centern habe ich gemerkt, dass ich allmählich besser werde, selbstbewusster. Ich weiß jetzt, wie ich meine Persönlichkeit mit den richtigen Worten beschreiben muss. Stur? Nein, entschlossen! Perfektionistisch? Nein, zielorientiert und aufmerksam für Details! Ein falsches Wort kann über eine Zu- oder Absage entscheiden. Ich habe mir nach Gesprächen oft Gedanken darüber gemacht, was ich gesagt habe und was ich besser gesagt hätte. Aber: gesagt ist gesagt und vorbei ist vorbei. Ändern kann man es dann nicht mehr, aber man ja daraus lernen. Und irgendwann klappt es dann und die Zusage ist endlich da, der Arbeitsvertrag liegt auf dem Tisch.

Doch ist es mit den Zukunftsängsten dann vorbei? Nein.Dann kommen die nächsten Fragen auf, denn die erste Stelle gilt als so wichtig und wegweisend. Ist der Job wirklich der richtige; die Entscheidung, bei der Firma anzufangen, klug und richtig? Ist es ein guter Start ins Berufsleben, ein guter Grundstein für meine Karriere? Aber das wird man wohl erst mit der Zeit erfahren…

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Ich bin 29 Jahre alt und lasse euch hier auf Schwesternduett an meinen Kücheneskapaden teilhaben. Backen ist neben der Fotografie mein größtes Hobby und hier auf dem Blog kann ich beides verbinden.

6 Kommentare

  • Janina

    Wunderschön geschrieben, Jana. Einfach nur richtig. Und ich kann dir nur so sehr zustimmen. Wir sind uns ja generell ähnlich, deswegen verstehen wir uns nach all den Jahren auch immer noch so gut, wofür ich sehr dankbar bin. 🙂 Ich kann dir nur Mut machen und dir sagen, dass wir, die wir da so sind, wie wir beide sind, einfach in manche Dinge hineinwachsen müssen. Man wächst mit seinen Aufgaben, hm? Und wohl auch mit seinen Erfahrungen, wie du sie ja mit jedem Interview etc. gerade sammelst.

    Und irgendwann ist dann der Moment, die Person da – die dich mit deinem wunderbaren Talent erkennt. Lass‘ dich bloß nicht verbiegen. Du wirst deinem Arbeitgeber so viel Energie bringen. =)

    Ich drücke dich!
    LG
    Janina

  • Sarah

    Ja, ich finde es auch krass, wie schnell die Zeit vergeht. Bis jetzt mache ich mir noch keine Gedanken über das Ende des Studium, aber ich bin ja auch erst bei der Hälfte des Bachelors. Ich kann deine Ängste aber total nachvollziehen und ich bin auch nicht der Typ, der sich übermäßig anpreist. So was kann ich eigentlich auch nicht leiden.

  • Christine

    Ich kann dich gut verstehen. Gerade, dass man irgendwann Selbstzweifel bekommt und das Selbstbewusstsein (oder Selbstwertgefühl) leidet, verstehe ich! Ich bin zwar selbstständig und habe daher noch nie einen klassischen Bewerbungslauf hinter mir, aber Zukunftsängste und Selbstzweifel kenne ich daher trotzdem nur allzu gut. Manchmal läuft einfach alles schief und man bekommt es mit der Angst zu tun…
    Dennoch: irgendwann hört das wieder auf und geht bergauf. Man glaubt es kaum, aber es passiert. Bis dahin muss man halt einfach durchhalten, aber das ist hin und wieder verdammt schwer.

    Ich schreibe keine fiktionale Geschichte, das wollte ich noch nie und kann ich auch nicht. Es ist nichts klassisches autobiographisches (dafür fühle ich mich noch zu jung), geht aber eher in die Richtung. 😉

  • Lux und Poppy

    Schöner Blogpost. Ich habe das früher ähnlich empfunden – nach dem Motto ich will ja nicht prahlen und arrogant rüberkommen, was ich alles schon so tolles gemacht habe. Jetzt sitze ich (manchmal) auf der anderen Seite und bekomme Bewerbungen vorgelegt und merke: Genau das wünsche ich mir! In der Bewerbung soll drin stehen, was derjenige alles geiles gemacht hat und was er alles kann und wenn es over the top klingt beim Schreiben ist es für den Personaler beim Lesen genau richtig! Also hau auf die Kacke und zeig denen, wie toll du bist!

  • Mici

    Wahnsinn – 50 Bewerbungen – ich kann das total verstehen, wenn man dann langsam frustriert ist… ich weiß noch, wie das war, als ich damals Bewerbungen für so duale Studiengänge und Ausbildungsstellen geschrieben habe….. Ich habe laufend Absagen bekommen, teilweise sogar ohne dass die mich überhaupt einmal eingeladen und gesprochen haben und die Zusage kam vom letzten Unternehmen, das geantwortet hat – Bei der Deutschen Bank zum Beispiel, kam direkt 2 Tage nach meiner Bewerbung ein Brief samt Absage bei mir an…

    Mittlerweile habe ich rausgefunden, dass die so viele Bewerber haben, dass die z.B. Leute, die kein Einser Abi haben, direkt rausgefiltert haben… Klar – ich hatte nicht so ein mega Abi, aber schlecht war es trotzdem nicht… Und wenn man jemanden nur wegen Zahlen rausfiltert, selbst dran Schuld…. Das Ist bestimmt auch bei vielen Unternehmen, bei denen du dich beworben hast so gewesen, dass die irgendwelche Pseudo-Kriterien aufgestellt haben, um die Menge der Bewerber irgendwie „einzudämmen“ und dass das dann gar nicht mehr an so „weichen“ Kriterien hängt, wie tatsächlich beim persönlichen Gespräch, sondern, dass die dann mit Scheuklappen Antwort A auf Antwort B hören wollen und dass dann für die ein Zusagegrund ist.

    Zum Punkt „Sich gut selbst verkaufen“ und „Angeben“ habe ich gerade jetzt im letzten Jahr aber eine andere Einstellung dazu bekommen, denn ich finde es gibt da ganz starke Abstufungen zwischen „hervorheben, was man getan hat“ und sich somit gut verkaufen und „schwätzen und angeben“. Ich finde es ganz schwierig das in Worte zu fassen, aber wenn man mit jemandem spricht und die Person stellt sich dahin und verkauft sich als der Held schlechthin mit „aha, dann hab ich das gerockt und dies gerockt“… find ich das dann auch eher aufgeblasen (Viel Geschwätz, aber wenig Inhalt), aber wenn jemand mit voller Spaß und Begeisterung von etwas erzählt, wichtige Details erwähnt und wieso man z.B. bei diesem explizitem Thema so viel (1/2)

  • Mici

    Erfolg hatte, gerade weil man mit ganzem Herzblut dahinter gesteckt hat, dann f finde ich es ganz toll, wenn man den Stolz mit rüberbringen kann, dem man dahingehend empfindet.

    Man merkt dann halt direkt mehrere Sachen: Du hast Ahnung von dem Thema, was du angepackt hast und hast dich dahintergeklemmt und es zu ende gebracht und du schwätzt nich nur darüber, wie geil du selbst bist.

    zu deinem kommi bei mir : das glaub ich dir – mir fällt es auch teilweise schwer.. gerade mit diesem Augenbraungel letztens… ich hab das bisher noch nicht gekauft (unterdrücke die lust noch XD)

    hm ich hab mal irgendwann ein Pinselset von Oramics gekauft (bei Amazon) und da ist so ein abgeschrägter Pinsel mit dabei… das Set hatte nur so 20€ gekostet… also eigentlich schon so ein Billigdings, aber ich bin voll zufrieden damit :3

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